Medienmitteilung vom 7. April 2021
Das im Rahmen des Dialogprozesses zum Salzabbau auf der Rütihard erstellte Gutachten von ETH-Professor Löw bestätigt zum Teil massive Sicherheitsprobleme und problematische geologische Herausforderungen. Eine sichere Salzförderung dürfte kaum möglich sein. Negative Auswirkungen auf das Grundwasser und Geländesetzungen könnten die Folge sein. Trotz hoher geologischer Komplexität wurden bei den bisherigen Förderbohrungen nur einfache Modelle zu Grunde gelegt und es fehlt ein auf die lokale Situation angepasstes Verwahrungskonzept. Wir sehen unsere Befürchtungen bestätigt. Die Schweizer Salinen und der Kanton haben Vertrauen verspielt. Für die anfangs 2022 anstehende Konzessionsverlängerung der Salinen fordern die Grünen BL den definitiven Ausschluss des Gebietes Rütihard. Nur damit kann die Sicherheit unserer Lebensgrundlagen gewährleistet werden.
Seit Oktober 2020 liegt der Abschlussbericht des unabhängigen Experten und ETH-Geologie Professors Dr. Simon Löw den Schweizerischen Salinen vor. Es dauerte fast sechs Monate, bis er nun endlich am 6. April 2021 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Im Bericht bewertet Prof. Dr. Löw die im Auftrag der Salinen verfassten acht Expertenberichte im Hinblick auf die beabsichtigte Salzförderung auf der Rütihard. Die Berichte betreffen unter anderen die Geologie, die Hydrogeologie, die Seismizität, die Gefahr von Senkungen und Bergschäden sowie bereits aufgetretene geologische Schadensfälle im Zusammenhang mit Eingriffen in den Untergrund im Grossraum Basel. Hinzu kommen die Auswertungen und Analysen der ETH von bisherigen Salzbohrungen im Gebiet Grosszinggibrunn in Muttenz.
Verschiedene Aussagen im Abschlussbericht von Prof. Dr. Löw lassen Zweifel aufkommen, ob die Salinen in den letzten Jahren mit der erforderlichen Vorsicht das Salz aus der Tiefe gefördert haben. So wird festgestellt, dass bei 75% der Bohrungen, welche in den Jahren 2006 bis 2013 im derzeit aktiven Födergebiet durchgeführt wurden, die geforderte Dichtheit nicht nachgewiesen werden konnte und die Grenzwerte teilweise massiv überschritten wurden. Die Setzungen im Gebiet Grosszinggibrunn betragen bis 40mm/Jahr und damit deutlich mehr als die erwarteten mittleren Senkungsraten von 5-7mm/Jahr im Zentrum eines stabilen Kavernenfelds während der aktiven Salzförderung. Prof. Dr. Löw vermutet daher, dass aufgrund komplexer geologischer Verhältnisse schon heute lokal Kavernenverbrüche stattfinden, was wiederum zu einer dauerhaften Versalzung des Grundwassers mit qualitativen Auswirkungen auf die Grundwasserversorgung im Abstromgebiet führen könnte.
Im Expertenbericht wird an verschiedenen Stellen auf die komplexe Geologie hingewiesen und es werden zusätzliche Untersuchungen der geologischen/gebirgsmechanischen Verhältnisse, zusätzliche Modellrechnungen, sowie die Modellierung möglicher Beeinträchtigungen der Grundwasserqualität (für den Schadensfall) gefordert. Auch muss ein umfassendes Monitoringsystem für die Grundwasserqualität aufgebaut werden. Bis heute bestehen keine Modellrechnungen für Zeiträume nach einer Betriebsphase von 10-20 Jahren. Für die anschliessende Verwahrung von mindestens mehreren 100 Jahren fehlen ein standortspezifisches technisches Konzept und der Nachweis der Integrität der Kavernen.
All diese Befunde bestätigen die Grünen in ihrer äusserst kritischen Haltung zu einem künftigen Salzabbau unter der Rütihard. Für den voraussichtlich anfangs 2022 anstehenden Landrats-Entscheid zur Konzessionsverlängerung für den Salzabbau im Baselbiet verlangen die Grünen, dass nebst dem Expertenbericht von Prof. Dr. Löw auch die als vertraulich deklarierten Figuren und Tabellen, sowie die durch die Salinen beauftragten Expertenberichte einsehbar sind.
Rückblickend hat sich der Entscheid der Grünen für die Teilnahme am Dialogprozess Rütihard als richtig und wichtig herausgestellt. Die vielen Fragen und Zweifel diverser Gruppen ermöglichten den Beizug des unabhängigen Experten. Und der Experte seinerseits hat aufgezeigt, dass die Nachsorge der bisherigen Bohrlöcher vernachlässigt wurde und die Geologie und Geotechnik unter der Rütihard viel komplexer und das Gefährdungspotenzial höher ist, als dies die Salinen bisher kommuniziert haben. Der Standort Rütihard muss daher aus Sicht der Grünen definitiv aus dem Konzessionsgebiet für den Salzabbau im Baselbiet gestrichen werden.
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