Postulat von Laura Grazioli für die Landratssitzung vom 25. März 2021
Die Zahl der Depressionen und Suizide bei Heranwachsenden nimmt drastisch zu. Jüngste Umfragen unter Schüler*innen haben ergeben, dass ca. 20 Prozent der weiblichen und ca. 10 Prozent der männlichen Jugendlichen schon einmal Suizidgedanken hatten. Frauen machen in der Regel häufiger Suizidversuche, Männer wählen Methoden, die häufiger erfolgreich sind.
Besorgniserregend ist dabei, dass der Anteil der vollendeten Suizide bei Mädchen und jungen Frauen in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist. Aktuell gibt es in der Schweiz jährlich 30 bis 40 Suizide bei Jugendlichen unter 18 Jahren und ca. 200 Suizide bei unter 25-Jährigen, Tendenz steigend. In diesem Alter ist der Suizid nach dem Unfalltod die zweithäufigste Todesursache. Ausserdem ist die Dunkelziffer sehr hoch: Auf einen vollendeten Suizidversuch kommen 20 bis 200 Suizidversuche. Durch die Corona-Massnahmen hat diese Entwicklung nochmals einen dramatischen Schub erhalten – der grundsätzliche Trend bestand aber vorher, wird uns auch in Zukunft beschäftigen und muss deshalb unbedingt vermehrt in den gesellschaftlichen und politischen Fokus rücken.
Die Ursachen und Gründe von Depressionen und Suizidgefährdung bei jungen Menschen sind sehr unterschiedlich. Während die soziale Schicht kaum einen Einfluss hat, bestehen deutliche Unterschiede im Hinblick auf den Bildungsweg der Betroffenen.
Generell gilt: Je niedriger der Bildungsabschluss, desto grösser die Gefährdung. Wesentliche Faktoren sind aber auch der zunehmend exzessive Medienkonsum, der Konsum von Drogen sowie der in unserer Gesellschaft allgegenwärtige Leistungsdruck.
Die akute Herausforderung besteht in den grossen Engpässen bei den Behandlungskapazitäten und den dadurch entstehenden, untragbar langen Wartezeiten für zahlreiche Betroffene. Diese Problematik wurde zumindest im Kanton Basel-Landschaft erkannt und angegangen. Mittel- und längerfristig ist es aber essenziell, dass auch effektive Präventionsmassnahmen ergriffen werden. Fachpersonen sagen klar, dass das Thema psychische Gesundheit bisher nicht nur zu wenig Aufmerksamkeit erhält, sondern in unserer Gesellschaft tendenziell auch tabuisiert wird. Dies erschwert oder verunmöglicht häufig eine frühzeitige Behandlung der Betroffenen.
Der Regierungsrat wird gebeten,

  1. wirksame Präventionsmassnahmen für Depressionen und Suizidgefährdung bei Kindern und Jugendlichen einzuleiten und dabei einerseits Schulen, Sport- und andere Jugendvereine sowie Lehrbetriebe einzubeziehen und andererseits Eltern gezielt anzusprechen.
  2. zu prüfen, wie das Thema «psychische Gesundheit» zukünftig in den Lehrplan aufgenommen werden kann, um die Heranwachsenden entsprechend zu sensibilisieren.

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