Postulat von Laura Grazioli für den Landrat vom 24. September 2020

Generationenbeziehungen haben sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund der gestiegenen Lebenserwartungen und des Geburtenrückgangs einschneidend gewandelt. Wir leben heute über deutlich längere Zeiträume hinweg mit vier oder sogar fünf Generationen zusammen als dies noch vor hundert Jahren der Fall war. In der Folge muss eine viel längere gemeinsame Zeit der unterschiedlichen Generationen gestaltet werden als früher. Das ist historisch neu. Und es macht eine stärkere Berücksichtigung des Generationen-Aspekts im sozialen und politischen Kontext notwendig, denn ein intensiver Generationen-Dialog wird immer zentraler für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Damit drängt sich auch eine entsprechende politische Auseinandersetzung mit dem Thema auf.
Es gibt bereits zahlreiche Generationenprojekte in der Schweiz, die den ausserfamiliären Austausch zwischen den Generationen fördern. Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft hat dafür eine Plattform geschaffen (https://www.intergeneration.ch/de/generationenprojekte) und leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau bzw. zur Weiterentwicklung von Generationenprojekten. Neben privaten Akteuren, zu denen z.B. auch die Migros mit ihrer Generationenakademie gehört, haben sich erste Kantone und Städte dem Thema Generationenbeziehungen angenommen. So gibt es in der Stadt Bern ein Förderungsgefäss für Generationenprojekte (https://www.bern.ch/themen/gesundheit-alter-und-soziales/alter-und-pensionierung/generationen), im Rahmen dessen Beiträge von maximal CHF 500 vergeben werden. Der Kanton Freiburg hat für die Periode 2016–2020 einen Betrag von CHF 80’000 zur Förderung von intergenerationellen Projekten gesprochen (https://www.fr.ch/de/alltag/lebensverlauf/finanzielle-unterstuetzung-fuer-generationenprojekte?language=fr). Andernorts gibt es Bestrebungen, die Generationenbeziehungen anhand von konkreten Aktivitäten zu fördern (z.B. Kanton Aargau: https://www.ag.ch/de/verwaltung/dgs/gesellschaft/alter/fuer_gemeinden_und_organisationen/generationen_verbinden/Generationen_Verbinden.jsp) oder es wurden Fachstellen für Generationenfrage eingerichtet (z.B. Stadt Glarus: https://www.glarus.ch/ansprechpartner/bildung-und-familie/fachstelle-generationen.html/3376).
Im Kanton Basel-Landschaft gibt es bei der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion eine Abteilung Alter, welche die Rahmenbedingungen für die Gesundheitsversorgung der älteren Bevölkerung schafft, sich jedoch nur punktuell um intergenerationelle Themen kümmert. Insgesamt wird der Generationenaspekt im Rahmen von politischen Entscheidungen und Verwaltungshandlungen (noch) nicht systematisch berücksichtigt. Dabei ist auch das Baselbiet stark vom demografischen Wandel betroffen: Während die Anzahl EinwohnerInnen zwischen 7 und 39 Jahren in der Zeit von 1980 bis 2019 leicht abgenommen hat (in absoluten Zahlen), haben die über 40jährigen überdurchschnittlich zugenommen, die Anzahl Personen im Alter zwischen 50 und 64 hat sich in diesem Zeitraum fast verdoppelt, die der über 80jährigen sogar fast verfünffacht (www.statistik.bl). Diese massive Verschiebung in der Altersstruktur bringt zahlreiche gesellschaftliche Herausforderungen mit sich und macht es notwendig, in der politischen Entscheidungsfindung neben Jugend- und Alters-, auch Generationenaspekte zu berücksichtigen.
Der Regierungsrat wird beauftragt, eine Generationenstrategie für den Kanton Basel-Landschaft zu erarbeiten. Diese soll alle Bereiche abdecken, die von intergenerationalen Themen betroffen sind, insbesondere Wohnen, Arbeiten, (psychische und physische) Gesundheit, Austausch etc. Gleichzeitig soll die Schaffung einer dedizierten Fachstelle für Generationenfragen und/oder eines Gefässes für die Förderung von Generationenprojekten geprüft werden.