Postulat der Landrätinnen Lotti Stokar und Regula Waldner für die Landratssitzung am 22. Juni 2023

Wir leben im Zeitalter der digitalen Transformation. Was dies für die Bildung im Kanton Basellandschaft bedeutet, wird in mehreren Grundlagen thematisiert. Der Bildungsbericht 2019 sieht als eine hauptsächliche Herausforderung u.a. «die fortschreitende Digitalisierung des Bildungswesens verbunden mit der guten Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf ein Leben und Arbeiten in einer digital geprägten Welt». Die Interpellation 2019/816 befasst sich damit, wie die Lehrpersonen fit für die digitale Zukunft gemacht werden sollen», die Interpellation 2021/015 mit der Prävention im schulischen Bereich gegen problematische Internetnutzung. Der Leitfaden ICT-Infrastruktur für Primarschulen wurde überarbeitet (Mai 2022) und zeigt deutlich, wie die ICT-Ausrüstung auch in der Primarschule rasch voranschreiten wird. Bis 2027 sollen als Minimum die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen je ein eigenes Tablet mit Tastatur haben (Leitfaden Seite 16). Die Empfehlungen sehen aber auch in den unteren Klassen sowie im Kindergarten Tablets vor. Der Leitfaden weist aber auch darauf hin, dass die Digitalisierung Chancen und Risiken beinhaltet. So werden Datenschutz, Nutzungsregeln, technischer und pädagogischer Support und Strahlenbelastung durch WLAN genannt.

Die hier genannten Unterlagen sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Digitalisierung hat eine kaum zu bewältigende Flut von Informationen und Vorgaben hervorgebracht und macht den Einsatz von Geldmitteln in noch nie dagewesener Höhe erforderlich. Trotzdem stellen wir fest, dass die Kinder und Jugendlichen in der heutigen Gesellschaft tendenziell schlechtere Leistungen erbringen und körperliche wie auch psychische Gesundheitsrisiken zugenommen haben. Es scheint, dass das «Zeitalter der digitalen Transformation» uns nicht nur guttut. Damit haben sich bereits viele im Bildungsbereich versierte Personen befasst. Bereits im Jahr 2019 erschien dazu ein warnender Artikel unter dem Titel «Gefahren der schulischen Digitalisierung». Einige darin enthaltene Forderungen sind im Kanton Baselland aufgenommen worden. Was aber bleibt ist der Eindruck, dass das Gleichgewicht von Kopf, Herz und Hand unter dem Druck der Digitalisierung in Schieflage geraten ist oder zu geraten droht.

Wir bitten deshalb den Regierungsrat zu prüfen und zu berichten:

  • Ob und wie darauf geachtet wird, dass die Schülerinnen und Schüler im Unterricht auch «Tablet freien Raum und Zeit» haben,
  • Wie gross der Anteil von Tablet freier Zeit im Unterricht ist
  • Wie die Regierung sich dafür einsetzen kann, dass die pädagogische Ausbildung neben dem Umgang mit digitalen Tools auch den Umgang ohne dieselben vermittelt
  • Wie die pädagogische Ausbildung angehende Lehrpersonen dazu befähigt, Freude am Lernen ohne digitale Hilfsmittel zu vermitteln, resp. wann welche Medienwahl auch aus motorischer und entwicklungspsychologischer Sicht sinnvoll ist, nicht zuletzt damit für die Entwicklung der Grundfertigkeiten weiterhin genügend Zeit bleibt
  • Welche Möglichkeiten die Regierung sieht, dafür zu sorgen, dass im Bildungsbereich ein Gleichgewicht von Kopf, Herz und Hand besteht
  • Ob Präventionsprojekte im Rahmen der Suchtprävention (problematische Internetsucht) auch auf der Primarschulstufe angeboten werden
  • Wie sichergestellt wird, dass die Empfehlungen des Leitfadens ICT- Infrastruktur für Primarschulen in der Praxis umgesetzt werden