Seit 50 Jahren dringt die Informatik langsam aber stetig in immer weitere Bereiche unseres Lebens vor. Der unglaubliche technische Fortschritt hat diese Disziplin vom seltenen, komplizierten Hilfsmittel mittlerweile zum Schrittmacher unserer gesellschaftlichen Entwicklung reifen lassen. In den letzten 8 Jahren hat diese Entwicklung nochmals exponentiell zugenommen und vieles lang Undenkbares ist heute möglich bzw. gar Realität geworden. Ganze Schlüsselbranchen wie die Automobil- oder die Finanzindustrie stehen vor gewaltigen Umwälzungen.
Selbst vermeintlich krisensichere Branchen, wie die in der Region NWS stark verankerte Life Sciences dürften in den nächsten Jahren eine starke Verlagerung von den Labors zu den Computern erleben. Damit wird unser Wohlstand langfristig davon abhängen, wie es uns gelingt, die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen. Eine entsprechend hochstehende Ausbildung in diesem Bereich wird sich zu einem zentralen Erfolgsfaktor für das Bestehen unserer Region im Wettbewerb der Standorte entwickeln.
Ein Blick auf die Informatik-Ausbildung in der Region zeigt vor diesem Hintergrund ein düsteres Bild:

  • Die Uni Basel bildet gerade mal 20 – 30 Informatiker pro Jahr aus. In Zürich oder am Genfersee sind es zwischen 400 und 600 pro Jahr.
  • Eine Informatik-Ausbildung auf Fachhochschulniveau existiert in der Region nicht. Die FHNW-Informatik befindet sich in Brugg. Entsprechend niedrig sind die Zahlen Informatik-Auszubildenden aus BL im Verhältnis zu anderen Kantonen.
  • Eine Informatik-Mittelschule existiert in Baselland nicht (in Basel-Stadt auf bescheidenem Niveau).
  • Die Anzahl der Informatik-Lehrstellen in der Region ist sehr bescheiden. Es hat aktuell ca. 35 Lernende/Jahr im Kanton BL (zum Vergleich: im Bereich KV ca. 800/Jahr). Es fehlen neben den Lehrstellen auch die Lehrmeister und die begleitenden Berufsschul-Angebote und -Lehrpersonen
  • An den kantonalen Gymnasien hat die Informatik einen bescheidenen Stellenwert.
  • Die Informatik-Mittel (nicht nur die Hardware) auf allen Schulstufen sind bescheiden.

Zusammenfassend lässt sich die Hypothese aufstellen, dass unser Bildungssystem (sowohl das staatliche, als auch das duale berufliche) am Bedarf vorbei ausbildet. Handeln tut not.
Aus diesen Gründen wird die Regierung gebeten, den Zustand und die Zukunftsfähigkeit der Informatik-Ausbildung in der Nordwestschweiz zu prüfen und eine zukunftsgerichtete Neu-Konzeption dieser Ausbildung in einem Bericht darzulegen. Insbesondere sind zu dabei prüfen:

  • Eine deutliche Stärkung der Informatik-Ausbildung an der Uni Basel, z.B. auch durch das Nutzen von Synergien mit dem Basler ETH-Institut BSSE.
  • Anreize zur vermehrten Schaffung von Informatik-Lehrstellen
  • Schaffung einer Informatik-Mittelschule, wie in anderen Regionen der Schweiz
  • Anpassung der Lerninhalte, der Lehrkörper und der Ausstattung der Schulen auf Sekundar- und allfällig Primarstufe.