Stellungnahme zur Landratsvorlage betreffend „Bildungsqualität in der Volksschule stärken – Angebote der Speziellen Förderung und der Sonderschulung“
Sehr geehrte Frau Monika Gschwind
Wir bedanken uns für die Einladung zur Stellungnahme zur Landratsvorlage betreffend „Bildungsqualität in der Volksschule stärken – Angebote der Speziellen Förderung und der Sonderschulung“.
Grundsätzlich möchten wir festhalten, dass die Schweiz im Vergleich zu andern deutschsprachigen Ländern wie Deutschland, Österreich und der Provinz Südtirol sowie auch zu angelsächsischen und skandinavischen Ländern in punkto Inklusion an staatlichen Schulen noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist. Sie bewegt sich zum Teil sogar auch ausserhalb der Behindertenrechts-Konvention der Vereinten Nationen, die zwar von der Schweiz ratifiziert worden ist, aber nicht wirklich eingehalten wird.
Eine solche Bildungsorganisation kann diskriminierend, wenig leistungsfähig und für alle Beteiligten trotzdem sehr aufwändig und aufreibend sein. Integration ist zwar deklariert aber nicht konsequent und wirklich wahrhaftig und wirkungsvoll umgesetzt. In diesem Zusammenhang können wir auch mit dieser Vorlage für den Kanton Baselland an sich nicht zufrieden sein.
Diesen grundsätzlichen und an sich schwerwiegenden Vorbehalt unter den gegebenen politischen Umständen ausgeblendet, nehmen wir Grünen zu dem Vorschlag speziell auch unter Berücksichtigung bereits vorhandener Erfahrungswerte wie folgt Stellung:
Wir unterstützen insbesondere den Ressourcenpool für Schulleitungen. Die Planbarkeit der Schulen werden erhöht. Aber auch die Freiheit diesen Pool schulspezifisch einzusetzen. Auch erscheinen uns die geplanten Ressourcen, mit der Möglichkeit für eine Überschreitung um 30%, vorerst als ausreichend. Mit Zunahme der Schülerzahlen durch die geburtenstarken Jahrgänge sollte dies nochmals geprüft werden.
Die gewünschte administrative und organisatorische Vereinfachung und damit auch optimal eingesetzter „Bildungsfranken“, kann nur erreicht werden, wenn alle Schulbeteiligten gut informiert, aus- und weitergebildet sind. Die Finanzierung für Aus- und Weiterbildung für Lehrpersonen aber auch der Schulleitungen in diesem Bereich darf nicht aus dem Pool erfolgen. Der Multifunktionale Einsatz der Lehrpersonen spezielle Förderung (ISF Ausbildung) erachten wir als selbstverständlich. Dieses Fachwissen ist eine wichtige Komponente im Team!
Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang auch, dass die Abklärungen durch SPD und KJPD näher an der Schule und im Austausch mit den Lehrpersonen und den Erziehungsberechtigten gemacht wird. Der frühe Einbezug der Erziehungsberechtigten, transparente Information, gegenseitigen Respekt, Kompromissfähigkeit und klare Absprachen reduzieren den juristischen und verwaltungstechnischen Aufwand. Die schnelleren Abklärungen und rasche Einsetzung von Fördermassnahmen kommen im Endeffekt vor allem den Kindern und ihrer Lernlaufbahn zu Gute.
Als ein wichtiger Schritt zur Inklusion ist, dass der Regelunterricht von einem erweiterten Normalitätsbegriff ausgeht. Der Regelunterricht muss die speziellen Bedürfnisse jedes Kindes berücksichtigen. Diese Individualisierung bietet auch die Chance, dass „Eigenheiten“ einzelner Schüler und Schülerinnen nicht so schnell in die spezielle Förderung delegiert werden. Dieses Prinzip liegt auch den Lernlandschaften zu Grunde, welche individualisierten Unterricht unterstützen. Die Grünen sind überzeugt, dass dadurch der gesamte Schulbetrieb profitiert und die Finanzen effizienter eingesetzt sind.
Die Ressourcenausweitung auf das Niveau E begrüssen wir. Allerdings sollten auch individuelle Lösungen für das Niveau P möglich sein. Diagnostizierte Krankheiten, Unfälle oder spezielle Vorkommnisse während dieser Entwicklungsphase sind manchmal ein Grund, dass Niveau P-Schüler und Schülerinnen plötzlich weniger leistungsfähig sind. Diese dann in ein tieferes Niveau um zuteilen ist für die weitere Entwicklung dieser Schüler und Schülerinnen nicht förderlich. Der Nachteilsausgleich greift nicht in allen Fällen. Im Weiteren geht die Förderung für Hochbegabten vergessen. Die Separierung kann hier ja auch nicht das Ziel sein. Wenn immer möglich sind auch hochbegabte Schüler und Schülerinnen in die Regelklassen zu integrieren.
Viele Studien und Erfahrungswerte zeigen, dass Gelder am effizientesten in der Sprachfrühförderung eingesetzt sind. Der Kostenanstieg in der Logopädie kann so verhindert werden, reduziert auch spezielle Förderung in der Primarschule und entlastet somit auch das Bildungsbudget der Gemeinden. Finanzielle Unterstützung oder Anschubfinanzierungen des Kantons in Sprachfrühförderung und generell in Frühförderung und die Einführung eines Sozialindex für belastete Gemeinden wirken sich langfristig auch auf die kantonalen Bildungskosten aus. Dies sollte nicht ausser Acht gelassen werden.
Wir bitten Sie, unsere Anmerkungen und Vorschläge in Ihrer weiteren Überprüfung und Ausarbeitung dieser Vorlage zu berücksichtigen. Wirkung können unsere Vorschläge auch in weiteren Bildungsthemen entfalten.