Stellungnahme der GRÜNEN Baselland vom 18. Juni 2025

Gerne nehmen die GRÜNEN Baselland zur Umsetzung von «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» (WEGM) im Kanton Basel-Landschaft wie folgt Stellung.

Die GRÜNEN Baselland unterstützen die vorgeschlagene Umsetzung vom WEGM vollumfänglich und sind mit der vorgeschlagenen Stundentafel, dem neuen Angebot an Schwerpunktfächern sowie der Ausgestaltung der Maturitätsprüfungen grundsätzlich einverstanden. Nachfolgend fügen wir zu diesen drei zentralen Punkten der Umsetzung ein paar Bemerkungen an.

Stundentafel
Hervorheben möchten wir insbesondere die Einführung der beiden neuen interdisziplinären Vertiefungsfächer. Sie sind aus unserer Sicht äusserst wichtige und dringliche Massnahmen für eine zukunftsgerichtete Bildung.

Bildung für nachhaltige Entwicklung, welche vernetztes und kritisches Denken, ganzheitliche Problemanalyse und Verantwortungsübernahme fördert, ist aus unserer Sicht eine zwingend notwendige Voraussetzung, um unsere grossen Schlüsselprobleme der Zukunft, die Umweltfrage (i.e. die Frage nach Zerstörung oder Erhaltung der natürlichen Grundlagen menschlicher Existenz) sowie die Friedensfrage, lösen zu können. Daher erfreut es uns, dass diese interdisziplinäre Bildung nun verbindlich mit zwei Vertiefungsfächern in die neue Stundentafel aufgenommen wird.

Erfreulich ist auch, dass der Anteil des Lernbereichs Bildende Kunst und Musik leicht erhöht wird. Kreativität erachten wir – neben kritischem Denken, Kooperation und Kommunikation (future Skills) – als eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten, die im Zeitalter von KI zunehmend an Bedeutung gewinnen werden.

Dass Deutsch im vierten Jahr gekürzt wird, obwohl bei dieser basalen Kompetenz zunehmend Defizite bestehen, ist uns bewusst. Doch das Problem besteht schon in den früheren Schulstufen und sollte unserer Ansicht nach bereits dort verstärkt angegangen werden.

Schwerpunktfächer
Die Einführung des Schwerpunktfaches «Philosophie/Psychologie» begrüssen wir. Einerseits ist der Bedarf gross. Andererseits fördert auch Philosophie das analytische und kritische Denken, welches heutzutage von entscheidender Bedeutung ist, z. B. um Manipulationen oder Fake News zu erkennen. Auch der Aufwertung der Fächer Informatik sowie Wirtschaft und Recht, als neue Grundlagenfächer mit höherer Stundendotation, können wir zustimmen.

Um die Stundenbelastung der Gymnasiast*innen nicht noch mehr zu erhöhen, mussten im Gegenzug andere Fächer in ihrer Stundenzahl reduziert werden. Dies betrifft die Fächer Russisch, Griechisch und Italienisch. Zumindest im Italienisch besteht die Möglichkeit, diese Sprache als Grundlagenfach weiterhin besuchen zu können. Der Wegfall des Russisch-Schwerpunkts verdient jedoch kritische Erwähnung. Vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage gewinnen vertiefte Kenntnisse der russischen Sprache und (post-)sowjetischen Kultur klar an Bedeutung – wir sehen es daher als bildungspolitischen Verlust, wenn dieser Zugang im Baselbiet ganz verloren geht.

Maturitätsprüfungen
Mit der Erhöhung der Anzahl Prüfungsfächer von 5 auf 6 und mit den beiden neuen interdisziplinären Prüfungsfächern wird eine grössere fachliche Breite der Ausbildung im letzten Schuljahr erreicht als heute. Auch dies erachten wir als sinnvoll.

Schlussbemerkung: BNE im neuen Rahmenlehrplan der Gymnasien
Die zur Anhörung vorliegenden Umsetzungsvorschläge fokussieren auf die strukturellen Grundlagen. Die inhaltlichen Arbeiten, insbesondere im Bereich der Lehrpläne, werden erst in einem zweiten Schritt erfolgen. Bereits jetzt möchten wir dennoch explizit darauf hinweisen und die an der Überarbeitung des Lehrplans Beteiligten bitten, dass sie die im nationalen Rahmenlehrplan genannte handlungsorientierte Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) auch im Lehrplan der Gymnasien Basel-Landschaft sicherstellen und genügend einfliessen lassen. Als Reminder zitieren wir dazu aus dem Kap. 2.7.2. des neuen nationalen Rahmenlehrplans:

«BNE zielt auf den Erwerb von Kompetenzen, die für eine Beteiligung an einer nachhaltigen Entwicklung nötig sind. Insbesondere Gymnasien sind im Sinne der Förderung der vertieften Gesellschaftsreife angehalten, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.»

Diese Kompetenzen sollen im Unterricht in allen Fächern durch die Thematisierung von nachhaltigkeitsbezogenen Problemstellungen sowie auch in einer nachhaltigen Schulkultur im sogenannten «whole school approach» gefördert werden.

Weiter heisst es: «Um Mittel für die Analyse von und den Umgang mit Nachhaltigkeitsherausforderungen zu erwerben, bedarf es einer vertieften inhaltlichen Einführung zu nachhaltiger Entwicklung möglichst früh im Curriculum, um damit Anknüpfungspunkte für alle Fächer zu liefern. Das Fach Geografie als Brückenfach zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften trägt die Hauptverantwortung für diese Grundlagen. Wenn die fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Voraussetzungen gegeben sind, können die Grundlagen der BNE auch von anderen Grundlagenfächern vermittelt werden.»

Appell
Der neue nationale Rahmenlehrplan fördert die transversalen Unterrichtsbereiche und stärkt die Interdisziplinarität, Bildung für nachhaltige Entwicklung, politische Bildung und Digitalität. National wurde die Wichtigkeit von BNE erkannt. Wir fordern, dass BNE klar und verbindlich auch im kantonalen Lehrplan verankert wird!