Interpellation von Simon Tschendlik für die Ratssitzung am 12. Juni 2025

Aktuelle Berichte und Untersuchungen, unter anderem im Kanton St. Gallen [1], zeigen, dass PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) und Trifluoressigsäure (TFA) nicht nur Böden, Gewässer und Trinkwasser, sondern zunehmend auch Lebensmittel direkt belasten können. Nachgewiesen wurden PFAS beispielsweise in Fleisch, Eiern, Milchprodukten und pflanzlichen Erzeugnissen.

Damit rückt die Nahrungskette als relevanter Expositionspfad für die Bevölkerung verstärkt in den Fokus. Die Toxizität belasteter Lebensmittel, insbesondere bei chronischer Exposition über die Nahrung, wird in wissenschaftlichen Studien zunehmend als bedenklich eingeschätzt.

Im Kanton Basel-Landschaft wurden in der Interpellation 2024/620 bereits wichtige Aspekte zu PFAS in Böden, Gewässern und im Trinkwasser thematisiert. Hingegen ist die Belastung der Lebensmittel sowie die Mechanismen und Pfade des Übergangs von PFAS in die Nahrungskette im Kanton bislang unzureichend beleuchtet worden.

Angesichts der aktuellen Entwicklungen in anderen Kantonen und auf Bundesebene sowie des Umstands, dass PFAS und TFA durch atmosphärische Deposition, kontaminierte Böden und belastete Futtermittel in die Lebensmittelkette gelangen können, erscheint eine vertiefte Betrachtung auch im Baselbiet dringend geboten.

Fragen:

  1. Welche Kenntnisse liegen dem Regierungsrat derzeit über das Vorkommen von PFAS und TFA in Lebensmitteln im Kanton Basel-Landschaft vor (z. B. Fleisch, Milch, Eier, Gemüse, Getreide, Honig, Wildprodukte)?
  2. Wurden im Kanton Basel-Landschaft in den letzten fünf Jahren explizite Untersuchungen zur PFAS- oder TFA-Belastung in landwirtschaftlichen Produkten, Wildtieren oder verarbeiteten Lebensmitteln durchgeführt? Wurden auch Importwaren geprüft? Wenn ja, mit welchen Ergebnissen?
  3. Gibt es im Kanton Erkenntnisse über Belastungen von Böden oder Futtermitteln, die zu erhöhten PFAS- oder TFA-Gehalten in Lebensmitteln führen könnten? Werden diesbezüglich spezifische Monitoring- oder Präventionsmassnahmen umgesetzt?
  4. Wenn die vom Bund festgelegten PFAS Grenzwerte in den landwirtschaftlichen Produkten wie Eier, Milch oder Fleisch überschritten werden, dürfen diese nicht mehr verkauft werden. Das bedeutet Einkommensverluste und grosser Verunsicherung für die betroffenen Landwirtschaftsbetriebe. Wie hilft unser Kanton hier konkret? Plant er unter anderem auch einen Fonds für finanzielle Entschädigungen wie der Kanton St. Gallen einzurichten ?
  5. Wie schätzt der Regierungsrat das Risiko ein, dass PFAS und TFA durch diffuse Einträge (z. B. atmosphärische Deposition, belastetes Beregnungswasser) langfristig in die landwirtschaftlich genutzten Böden und damit in die Nahrungsmittelproduktion im Kanton gelangen?
  6. Plant der Regierungsrat, im Rahmen der nationalen oder kantonalen Strategien zur PFAS-Reduktiongezielt auch die Lebensmittelkette in den Blick zu nehmen? Wenn ja, in welchem Umfang?
  7. Welche Zusammenarbeit findet aktuell zwischen dem Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (ALV), dem Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) sowie dem Amt für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Bezug auf die PFAS-/TFA-Thematik statt? Wie wird die Zusammenarbeit mit Basel-Stadt und den anderen Grenzkantonen sicher gestellt ?
  8. Wie koordiniert der Regierungsrat die PFAS Problematik mit den Bundesstellen? Ist er auch der Ansicht, dass der Bund so schnell wie möglich ein nationales einheitliches Vorgehen in Bezug auf die PFAS Belastungen zusammen mit den Kantonen erarbeiten muss?
  9. Welche Empfehlungen oder Schutzmassnahmen gibt der Regierungsrat aktuell der Bevölkerung im Hinblick auf mögliche Belastungen von selbst erzeugten oder lokal produzierten Lebensmitteln mit PFAS oder TFA?

Quelle: [1] https://www.sg.ch/umwelt-natur/umwelt/pfas-im-kanton-st-gallen.html