Postulat von Simon Tschendlik für die Ratssitzung am 16. Oktober 2025

Wasser ist die Lebensversicherung des Baselbiets – im Sommer oft zu wenig, bei Starkregen zu viel. Der Klimawandel verschärft diese Gegensätze: längere Trockenphasen, höhere Hitzebelastung in dicht bebauten Räumen sowie häufigere und intensivere Starkniederschläge mit Oberflächenabfluss, Erosion und Schäden. Gleichzeitig wächst der Kanton weiter und verdichtet seine Siedlungen. Das erhöht den Kühl- und Wasserbedarf.

Der Kanton verfügt mit der Wasserstrategie BL und der Retentionsrichtlinie über wichtige Pfeiler der Umsetzung. Ebenso anerkennt die Waldplanung BL den Wald als Wasser- und Klimaspeicher, nutzt diesen Aspekt in der forstlichen Umsetzung aber bisher zu wenig fokussiert aus, der Begriff Schwammland fehlt gänzlich.

Der Kanton Basel-Landschaft wächst: Per Ende 2024 zählte er 303’285 Einwohner, ein Plus von 0,7 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig sieht die Raumbeobachtung Siedlung BL vor, dass Siedlungsflächen möglichst innen entwickelt und erneuert werden sollen Das bedeutet: Mehr Menschen, mehr Hitze, höhere Wohnraumverdichtung – gleichzeitig steigt der Bedarf an Wasser und Kühlqualität, gerade wenn Klimaextreme zunehmen.

  • Als Schwammstadt Elemente sind zu bewerten: Gründächer/Retentionsdächer, Bäume mit Rigolen, Entsiegelungen, offene Gerinne und Spielräume fürs Wasser. Sie entlasten die Kanalisation, kühlen Quartiere und erhöhen die Aufenthaltsqualität.
  • Als Schwammland Elemente sind zu bewerten: Feuchtmulden, Agroforst, Keyline-Design, Waldrandaufwertungen und eine naturnahe Waldbewirtschaftung halten Wasser länger in der Fläche (Reduktion schadhafter Oberflächenabfluss), fördern die Grundwasserneubildung und stabilisieren das Mikroklima.

Andere Kantone und die Fachliteratur zeigen: Das Schwammland-Potenzial ist flächenmässig etwa achtmal grösser als das der Schwammstadt. Ohne integrale Strategie riskiert der Kanton Basel-Landschaft, bei Wasserknappheit und Klimafolgen ungenügend vorbereitet zu sein.

Der Vergleich mit dem Energiepaket BL ist aufschlussreich: Für Energie existieren klare Förderstrukturen, messbare Ziele und ein etabliertes Monitoring. Für die Ressource Wasser – im Klima-Stress vielerorts knapper als Energie – fehlt ein gleichwertiges Pendant. Es braucht ein koordiniertes, departementsübergreifendes Vorgehen mit klaren Zuständigkeiten, Zielen, Finanzierung und einem verständlichen Monitoring.

Ich bitte den Regierungsrat nach folgenden Gesichtspunkten zu prüfen und zu berichten:

Gesamtbeurteilung & Prioritäten
Wie stellt sich die aktuelle und absehbare Risikolage für den Wasserhaushalt (Trockenheit/Wasserknappheit, veränderte Niederschlagsverteilung mit häufigeren Starkregenereignissen, Oberflächenabfluss/Erosion/Hochwasserschäden, Hitzebelastung im Siedlungsraum, wachsender Bedarf durch Bevölkerungszunahme und Verdichtung) dar, und welche prioritären, interdirektional abgestimmten Stossrichtungen inklusive grober Zeit- und Meilensteinplanung erscheinen geeignet, um Resilienz und Versorgungssicherheit zu stärken?

Massnahmen & Unterstützung
Welche heute bereits umgesetzten beziehungsweise geplanten Massnahmen und welche zusätzlichen Optionen kommen in Betracht, damit Wasser länger in der Landschaft verbleibt, Hitzebelastung sinkt und die Grundwasserneubildung zunimmt (z. B. Gründächer/Retentionsdächer, Baumrigolen, Entsiegelungen, Feuchtmulden, Agroforst, Keyline, naturnahe Waldbewirtschaftung)? Wie können Gemeinden, Landwirtschaft und Waldeigentümerschaften fachlich, finanziell und im Vollzug unterstützt werden, und welcher Einführungsfahrplan für Weisungen, Förderinstrumente und ein begleitendes Monitoring ist realistisch?

Planung & Vollzug
Wie lassen sich Elemente von Schwammstadt und Schwammland pragmatisch in Raumplanung und Vollzugspraxis integrieren (z. B. Anpassungen in Zonenplänen, GEP, Baugesuchsauflagen, Gestaltungsplänen, Musterauflagen), welche Anreize sind zweckmässig, und wie können kantonale Sensibilisierung und Beratung so ausgestaltet werden, dass Gemeinden und Private klare, praxistaugliche Orientierung erhalten?

Anreizsystem „Wasserpaket BL“
Ob und in welcher Ausgestaltung wäre ein kantonales Anreiz- und Förderprogramm nach dem Vorbild des Energiepakets sinnvoll („Wasserpaket BL“)? Welche Varianten mit Zielen, Finanzierung und Synergien (z. B. kombinierte Programme für Gebäudesanierungen und Retentionsmassnahmen, Gebühren-/Abgabenmodelle für Entsiegelung, Wettbewerbe/Label für Gemeinden und Areale) bieten das beste Verhältnis von Wirkung zu Kosten?

Monitoring & Wirkung
Wie könnte ein öffentlich zugängliches Monitoring mit wenigen, aussagekräftigen Kernindikatoren aufgebaut werden (z. B. entsiegelte Flächen in ha, zusätzliche Retentionskapazität in m³, Temperaturreduktionen im Siedlungsraum, Beitrag zur Grundwasserneubildung, Anzahl/Fläche umgesetzter Elemente, Mittelabfluss eines Förderprogramms)? Welche Datenquellen, Rollen, Berichtsfrequenzen und Schnittstellen sind dafür erforderlich, und welcher Zeitplan ist dafür angezeigt?